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Grußbotschaft zur Kundgebung "Solidarität mit Israel" am 7. 8. 2006 in Wien

von Reuven Rennert (Jerusalem)

 

Vor zwei Jahren lernte ich Mike kennen, im Kibbutz. Seine Familie war in Philadelphia, er hat sich entschlossen in Israel zu leben und das bedeutete auch, in der Armee zu dienen. Während seiner Zeit als Soldat war er am Shabbat stets im Kibbutz, sehr müde, gut gelaunt und mit vielen Geschichten über die Bürokratie in der Armee, die Abenteuer, die er im Basistraining erlebte und die coolen Kids mit denen er seinen Dienst ableistete. Er war damals 19.

Am letzten Donnerstag haben wir ihn am Mount Herzl in Jerusalem begraben. Er wäre jetzt 21, wäre er nicht von der Hisbollah ermordet worden. Als seine Einheit eines der südlibanesischen Dörfer einnahm, von dem aus in den letzten Tagen hunderte Katjuschas auf Israel gefeuert wurden, gerieten sie in einen Hinterhalt. Ich konnte seinen Eltern, die direkt vom Flughafen nach stundenlanger Anreise zum Begräbnis ihres einzigen Sohnes kamen, nicht in die Augen sehen.

Doch Mike Levine ist nur einer der 94 Israelis, die in den letzten drei Wochen von der Hisbollah ermordet wurden, in einem Krieg, der in Europa "israelischer Angriffskrieg" genannt wird. Es sind in drei Wochen über 2.500 Raketen auf Israel niedergegangen, und Europa verurteilt Israel dafür, dass es sich gegen eine Bande von Antisemiten wehrt, deren Ziel der Massenmord jüdischer Zivilisten ist.

Mike glaubte daran, dass Juden und Jüdinnen einen Platz auf der Welt brauchen, an dem sie sicher und unabhängig sind;
daran, dass man mit dem Davidstern die Farbe blau und nicht gelb assoziieren sollte; daran, dass wir dafür Verantwortung tragen müssen, dass sich die Shoah nie wieder wiederholen kann.
In den europäischen Medien wird mein toter Freund Mike nun "Kriegsverbrecher" genannt. Ich werde ihn nie vergessen, aber ich werde auch nicht vergessen, was über ihn in den letzten Tagen geschrieben wurde.
Ich werde nicht vergessen wofür er stand, nie das Gesicht seiner kleinen Schwester auf der Beerdigung. Er gab sein Leben für Freiheit, Demokratie und starb im Kampf gegen Antisemitismus.

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