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Vergangenheitspolitik in Ex-Jugoslawien –

alte und neue Holocausts?

 
Wenn Bleiburg 1945 der Ort des kroatischen Holocausts war und das KZ Jasenovac 1941-1945 die Stätte der jüdischen und serbischen Shoah, während in Slowenien behauptet wird, bei ihnen hätte es den Holocaust nicht gegeben und in bosnischen Geschichtsbüchern die SS-Division Handschar als rettender Ausweg vor der Zwangsrekrutierung der Ustascha gelobt wird, dann zeugt das laut europäischen Standards von einer schlecht aufgearbeiteten Vergangenheit. Wenn hingegen in Kroatien "die Serben" als die neuen Faschisten bezeichnet werden, ebenso man in Bosnien beteuert, in den 90ern von serbischen und kroatischen Nazis und Faschisten angegriffen worden zu sein, dann ist das – wenn man währenddessen den "historischen" Holocaust anerkennt - schon eher im Sinne der Annahme einer "Globalisierung des Holocausts", bei der dieser als "’Container’ für Erinnerungen an unterschiedliche Opfer" (Levy/Sznaider) dient. Was ist also von der These vom Holocaust als gemeinsamem europäischen negativen Gründungsmythos (Judt) im Allgemeinen und angesichts des ex-jugoslawischen Umganges mit der Vergangenheit zu halten?