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Kalkül und Wahn im Iran

Replik auf Über die Rationalität iranischen Erdgases
von Gerhard Mangott vom 22. 12. 2007

von Stephan Grigat

(erschienen in der "Presse" am 7. 1. 2007)

 
Gerhard Mangott stellt in seiner Werbeeinschaltung für die OMV das iranische Regime auf eine Stufe mit autoritär regierten Ländern wie Russland oder Algerien - und er bedient sich dabei einer Sprache, die seine Ressentiments offenbar werden lässt, wenn er gegen eine "philoisraelitische Gemeinde" wettert. So klar es ist, dass an allen autoritären Regimes Kritik zu üben ist, so selbstverständlich sollte es sein, die Unterschiede zwischen diesen Regimes wahrzunehmen. Kein anderer Staat außer dem Iran droht einem anderen Mitglied der Vereinten Nationen offen mit der Vernichtung.
Mangott verharmlost die Vernichtungsdrohungen des iranischen Präsidenten, die völlig im Einklang mit der seit knapp 30 Jahren im Iran herrschenden Ideologie stehen, als rhetorische Tricks und reduziert das Problem auf Ahmadinejad. Aber auch Ali Khamenei, der Nachfolger von Khomeini und geistige Führer des Irans, erklärte: "Es gibt nur eine Lösung für das Nahost-Problem: die Vernichtung und Zerstörung des jüdischen Staates." In einem Treffen mit Scheich Yassin versicherte er dem damaligen Führer der Hamas hinsichtlich Israel, der Iran werde dieses "Krebsgeschwür nicht einmal für eine Stunde anerkennen". Der im Westen als "moderat" gehandelte Expräsident Rafsandschani hat bereits in seinem Buch Israel'il va Qods-e 'Aziz den Kampf gegen Israel zur heiligen Pflicht aller Moslems erklärt.
Dass diesbezüglich kaum Unterschiede zwischen so genannten Hardlinern und Reformern im Iran existieren, und dass ihre mitunter heftigen Streitigkeiten keine über das Ziel, sondern solche über Mittel und Wege zu diesem Ziel sind, gilt es sich insbesondere hinsichtlich der für März 2008 anstehenden Parlamentswahlen im Iran bewusst zu machen. Eine Niederlage der Unterstützer Ahmadinejads gegen das von Mohammad Khatami geführte Bündnis, das innerhalb des Terrorregimes für Reformen steht, ist durchaus im Bereich des Möglichen. Und man kann sich jetzt schon ausmalen, wie die deutschen und österreichischen Medien über 'Chancen für die Fortsetzung des Dialogs' schwärmen werden. Khatamis verbale Mäßigung bezog sich allerdings stets auf die USA, nie aber auf Israel. Sie hinderte ihn auch nicht daran, den französischen Holocaust-Leugner Roger Garaudy in Schutz zu nehmen, den Zionismus regelmäßig als "Fortsetzung des Faschismus" zu bezeichnen und die Unterstützung der Hisbollah fortzusetzen. Nicht nur im Iran haben islamische Djihadisten gezeigt, dass sie kein Problem haben, den pragmatischen Anforderungen des Verwaltens und der Diplomatie einigermaßen gerecht zu werden, gleichzeitig aber an ihrer wahnhaften Programmatik festzuhalten. Diese von Mangott völlig verkannte Gleichzeitigkeit von Kalkül und Vernichtungswahn ist eines der Hauptcharakteristika des iranischen Regimes - und sie ermöglicht es den Kommentatoren in den Nachfolgestaaten des Dritten Reiches, letzteren stets durch den Verweis auf ersteres schön zu reden. Hinsichtlich Israels bedeuten Pragmatismus und Kalkül aber lediglich, dass man gewillt ist, mit dem Frontalangriff bis zu einem günstigen Zeitpunkt zu warten.
Sanktionen, politischer Druck und die Verhinderung des geplanten Milliardendeals der OMV mit dem Iran können deswegen auch keine dauerhafte Lösung sein. Sie wären allerdings die letzte verbliebene Möglichkeit, einen ansonsten kurzfristig wohl unvermeidbaren Militärschlag noch zu verhindern und langfristig den notwendigen Sturz des islamfaschistischen Regimes im Iran zu befördern.

Stephan Grigat ist Mitherausgeber des Bandes "Iran - Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer europäischen Förderer", der im März im Studienverlag erscheint.
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